Connected health

MTR arbeitet im Homeoffice

Teleassistenz – funktioniert das auch für Klinikpersonal?
5min
Andrea Lutz
Veröffentlicht am August 14, 2023

Mit der Pandemie setzte sich in vielen Bereichen das Homeoffice durch. Auch für Kliniken? Eine medizinische Technologin für Radiologie (MTR) berichtet, wie sie von zuhause arbeitet.    

„Aufgrund der Möglichkeit, im Homeoffice zu bleiben, habe ich eine höhere Lebensqualität mit mehr Freizeit, denn die Fahrtwege fallen weg und ich umgehe die Rush-Hour im Ruhrgebiet“. Aber das Arbeiten in der Gemeinschaft ist Stefanie Hajduga, Bereichsleitung MRT am Universitätsklinikum in Essen, mindestens genauso wichtig: „Ich will nicht durchgehend im Homeoffice arbeiten – der Kontakt mit den Kollegen bedeutet mir viel. Es kommt halt auf die richtige Balance an“.

In der Corona-Pandemie hat sich in vielen Branchen nicht nur das Homeoffice etabliert – einige Unternehmen haben seitdem komplette Abläufe überdacht und nachgebessert. Heute wird vielerorts den Mitarbeitenden die Möglichkeit angeboten, regelmäßig einen oder mehrere Tage im Homeoffice zu arbeiten. Zwar konnten im Gesundheitswesen 2021 mit 5,4 Prozent anteilig die wenigsten Beschäftigten ihre Arbeit auch von zuhause ausüben [1], es gibt jedoch Stellen an denen das nicht nur möglich, sondern auch besonders sinnvoll ist.

Stefanie Hajduga hat so eine Stelle. Sie arbeitet als Medizinische Technologin für Radiologie (MTR) an der Universitätsmedizin Essen – seit 2018 leitet sie den Bereich und mittlerweile greift sie auf eine große Expertise zurück, die sie gerne mit dem Team vor Ort wie aus der Ferne teilt. Das Team in der Essener Radiologie hat das Arbeiten im Homeoffice bereits vor Jahren etabliert, und damit große Vorteile erzielt. Wie funktioniert das nun genau? 

er Arbeitstag als Untersuchungsmanagerin beginnt für Stefanie Hajduga um 7.30 Uhr. Ihr Haus am Duisburger Stadtrand ist umgeben von einem Garten und liegt fernab vom Klinikgeschehen. Sie geht vom Erdgeschoss in den ersten Stock an ihren Arbeitsplatz. Alles ist funktional eingerichtet und absolut still - ganz wie in einem echten Cockpit, denn hier herrscht volle Konzentration. Über eine sichere Netzwerkverbindung kann sich Hajduga auf radiologische Systeme aufschalten, um an einem MRT während der Untersuchungen Einstellungen vorzunehmen. Das erfolgt nach Absprache mit dem oder der Patientenmanager*in vor Ort.

Untersuchungsmanager*innen kümmern sich ausschließlich um die Untersuchung, die sie z.B. von zuhause aus durchführen kann.
Die MTR erklärt, wie sie vom Homeoffice arbeitet.

Vor und während den Untersuchungen ist Stefanie Hajduga stets mit den Patientenmanager*innen via Chat, Telefon oder Videocall verbunden. Wenn alles fertig eingerichtet ist und die Patient*innen auf der Untersuchungsliege platziert sind, kanns losgehen: Stefanie Hajduga führt die Scans dann komplett ferngesteuert durch. Etwa zwölf bis fünfzehn davon sind es täglich. 

Und bei jedem einzelnen gibt die MTR auch wertvolles Fachwissen weiter: „Ich kann den Kollegen vor Ort am Scanner bei komplexen Scans helfen – etwa bei angiografischen Untersuchungen. So können wir die Untersuchungsqualität immer hoch halten – egal wer am System steht. Das ist ein gutes Gefühl. Wenn jemand noch neu bei uns und daher etwas unsicher ist, machen wir einfach einen Screen Share und ich erkläre, was zu tun ist. So entsteht ein super Lerneffekt.“ 

Teleassistenz bietet nicht nur Unterstützung für das Team, sondern auch mehr Sicherheit für Patient*innen. Nicht selten führt eine Untersuchung in der Röhre zu Unruhe bis hin zu Platzangst. Für solche Fälle hat das Patientenbetreuungspersonal mehr Zeit gewonnen und kann sich kümmern.

Patientenmanager*innen kümmern sich während der Untersuchung um die Patient*innen vor Ort am Gerät. Dazu gehören die Vorbereitung, Lagerung und Nachbetreuung.
Auch komplexe Untersuchungen lassen sich jederzeit durchführen.

Wenn Stefanie Hajduga von zuhause arbeitet, dann nutzt sie ein Remote Scanning Tool, syngo Virtual Cockpit1. „Mit der Software kann ich drei Magnetresonanztomographen gleichzeitig fahren“, erklärt sie. Und genau diese Option macht Remote Support so hilfreich für die Crew in der Klinik. 

Denn inzwischen hat Hajduga eine Menge Spezialwissen aufgebaut, das sie mit den Patientenmanager*innen vor Ort teilen kann. Und zwar jederzeit, was mehr Sicherheit bietet: „Wenn mich meine Leute spontan brauchen, dann muss ich nicht mehr von A nach B rennen, sondern ich kann mich von zuhause oder am nächsten Computer in der Klinik über eine sichere Verbindung einloggen und Remote Support anbieten,“ erklärt sie gelassen.

Remote Scanning wird durch die Softwarelösung syngo Vitural Cockpit ermöglicht.

Mehr Information hier
Teleassistenz bietet dem Team mehr Sicherheit, aber auch die Möglichkeit Wissen zu teilen.

Möglichst schnell möglichst viel Wissen in den Radiologieteams zu teilen, ist zwingend nötig, denn vielerorts mangelt es heute schon an Fachkräften und mehrwöchiges Warten auf den Untersuchungstermin ist üblich. Etwa 145 MRT-Scans pro 1000 Einwohner werden in Deutschland durchgeführt. [2] Anders ausgedrückt: Etwa jeder siebte Bundesbürger muss einmal jährlich in die „Röhre“ – und der demografische Wandel lässt die Untersuchungszahlen weiter ansteigen. 

In vielen europäischen Ländern sind lange Wartezeiten auf solche Termine schon jetzt ein Problem für die Gesundheitsversorgung. Auch diese Situation könnte durch Remote Scanning wesentlich verbessert werden. Stefanie Hajduga schildert, wieso: „Wir MTRs könnten uns ja eigentlich von überall remote dazuschalten, um Support anzubieten. Somit können wir diese hohe Untersuchungsqualität auch abseits der großen klinischen Zentren anbieten. Patienten haben dann den Vorteil, dass sie – egal wo sie sind – eine spezielle Untersuchung durchlaufen können, auch wenn gerade kein dafür qualifiziertes Personal vor Ort verfügbar ist.“

Dezentrales Arbeiten via Remote Scanning kann also die Expertise von erfahrenen Untersuchungsmanager*innen wie Stefanie Hajduga in die Breite bringen und Prozesse beschleunigen. Heute gibt es bereits radiologische Fachkräfte, die aus hunderten Kilometern Entfernung auf bildgebende Systeme zugreifen und Untersuchungen unterstützen, weil sie an mehreren Kliniken engagiert sind. Wenn dieser Trend Fahrt aufnimmt, dann könnten Medizinische Technolog*innen bald bundesweit oder gar länderübergreifend arbeiten. Der Expert*innenstatus der MTR würde damit unterstrichen, denn ohne die Sachkenntnis solcher Fachkräfte ist es eben gar nicht machbar, komplexe radiologische Untersuchung durchzuführen.

Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.